Einfluss von Erfolg auf das Selbstwertgefühl

Auswirkungen von Erfolg auf das Selbstwertgefühl

Einfluss von Erfolg auf das Selbstwertgefühl.

Wenn wir schlagartig erkennen, dass wir in irgend einer Weise einen Erfolges erzielt haben, erzeugt diese Erkenntnis sofort eine Bedürfnisbefriedigung und löst ein Gefühl der Freude bis hin zur Euphorie und Zufriedenheit mit sich selber aus. Je größer und eindeutiger ein Erfolg durch selbst erbrachte Leistung empfunden wird, umso stärker sind die empfundenen Glücksgefühle als verlässliche Indikatoren für die Stärke der erlebten Bedürfnisbefriedigung. Doch glückliche Momente sind nur von kurzer Dauer (siehe Wolf 1999). Das Glücksgefühl ebbt schnell wieder ab, und auch das Selbstwertgefühl sinkt wieder, pegelt sich jedoch mehr oder weniger deutlich über der alten Basis neu ein. Das bedeutet aber, dass der Selbstwert mit der Anzahl erlebter Erfolgserlebnisse immer weiter steigt, mit nach oben offener Skala! Je größer das Erfolgserlebnis, umso stärker ist der Anstieg. Das kann dann auch Schattenseiten mit sich bringen.

Aus dem Glauben an die eigene Stärke erwächst in uns ein Streben danach, ein Superman zu sein. Superman zu sein ist toll, denn Superman steht ganz oben! Und Superman wird man mit jedem Erfolg ein bisschen mehr. Sobald wir nämlich subjektiv eine Leistung, einen Erfolg uns selbst zuschreiben können, erleben wir auch ein Gefühl des Glücks (vergl. Csikszentmihalyi 1996 u.1998, Rheinberg 2002). Gleichzeitig steigt das Selbstwertgefühl in Richtung Superman schlagartig an. Die Aussicht auf Erfolg ist daher für viele eine starke Motivation, aktiv zu werden, oder andere zu aktivieren, um den Erfolg für sich zu sichern.

Und solange das Selbstwertgefühl positiv ist, glauben wir an uns, trauen uns etwas zu (siehe Bandura 1977) und erreichen es auch besser, als wenn wir nicht an uns glauben (siehe Merton 1963).

Doch zwischen einem ausgeprägt positiven Selbstwertgefühl und partiellem Größenwahn liegt nur ein kleiner Schritt. Steigt das Gefühl für den Selbstwert allzu übermächtig an, hat das zur Folge, dass der Bezug zur Realität zu leiden beginnt. Superman ist besser, weiß alles besser und kann alles besser. Der Geltungstrieb führt dann in eine Region, in der es die Realität schwer hat, sich durchzusetzen. Der Geltungstrieb lässt am eigenen unersetzlichen Selbstwert keine Zweifel mehr zu.Superman fühlt sich "perfekt", wird langsam aber sicher beratungsresistent und damit auch tendenziell beziehungsuntauglich.

Vorgesetzte neigen dann dazu, Kritik als ungerechtfertigte Majestätsbeleidigung zu empfinden, die Sanktionen gegen die Kritiker erfordert. Motivation für die Sanktionen ist das Streben, absolute Perfektion nach Außen zu demonstrieren. Politiker, Firmengründer, Sportler oder Stars aus dem Showbusiness, die sich von "weit unten" zu Reichtum, Macht und Berühmtheit hochgearbeitet haben, laufen Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren. Ihre Motivation ist sehr oft auf den unbedingten Erfolg gerichtet. Und unbedingter Erfolg läßt keine Fehler zu.

Auch Intellektuelle, die ironischerweise ihren Selbstwert über die Stärke ihres Intellekts definieren, erliegen häufig dem Trugbild eigener Omnipotenz. Im Rahmen einer Befragung von Dunning und Hayes schätzten sich 94 % aller befragten Professoren für überdurchschnittlich im Vergleich zu ihren Kollegen ein (Dunning & Hayes 1996). Und auch "edle Geburt", oder allein nur Nachkomme steinreicher Eltern zu sein, kann zu einem überdimensionierten Selbstwert führen.

Im Altertum ließen sich Pharaonen, Kaiser, Könige und Feldherrn mit übersteigertem Selbstwertgefühl gerne auch mal als "Gott" verehren. Diese Möglichkeit besteht in der Neuzeit leider nicht mehr. Doch in Ländern wie Nordkorea, China, Weißrussland und vielen Staaten der ehemaligen UdSSR ist Kritik an den Staatsführern faktisch verboten. Wagen es dennoch einzelne, den Staatsapparat zu kritisieren, werden sie mit völlig überzogenen Sanktionen belegt.

Und weil jeder Superman werden will, lieben wir es, wenn andere uns loben, uns zutrauen, Superman zu sein. Motivationstrainer, die den Menschen Erfolg aus eigener Kraft versprechen: "Auch Du kannst Superman sein!", "Du schaffst es!" haben Zulauf ohne Ende. Ihre Botschaften, die wir potenziellen Supermänner so lieben, treffen das tiefste Innere unserer Seele.

Aber es gibt nicht nur Sonnenseiten im Leben. Manchmal unterlaufen uns Fehler. Die darauf folgende Kritik wird in aller Regel jedoch nicht gerne gehört, da sie sofort als Quelle eines Bedürfnisdefizits wirkt und daher negative Gefühle in uns auslöst, das Selbstwertgefühl leidet.

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